Das vermächtnis von Miquel Barceló in der Kathedrale von Palma
Früchte, Meerestiere, Gesteinsformen, Vegetation und Affenfiguren, die von Miquel Barcelós Zeit in Afrika inspiriert wurden. Die Kapelle des Allerheiligsten Sakraments - Capilla del Santísimo – in Mallorcas Kathedrale La Seu ist das Vermächtnis dieses mallorquinischen Künstlers für seine Insel und für alle, die Tag für Tag sein Werk im Inneren der Kathedrale bewundern.
Die ersten Schritte der Capilla del Santísimo
Vor 20 Jahren wurde mit der Neugestaltung der Peterskapelle in der Kathedrale begonnen, die mit einem neoklassizistischen Altarbild geschmückt war. Miquel Barceló, Doktor Honoris Causa der Universität der Balearen, wurde mit der Durchführung der Arbeiten beauftragt.
Die ersten Schritte bestanden darin, das Altarbild aus dem 19. Jahrhundert abzubauen und eine Kapelle zu schaffen, deren zentrales Thema die wunderbare Brotvermehrung und das erste in den Texten des Christentums überlieferte Wunder sein sollte: die Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit von Kana.
Um das Wandbild anzufertigen, reiste Miquel Barceló ins italienische Vietri Sul Mare, um den Keramikkünstler Vincenzo Santoriello zu treffen. Dort begannen der Entwurf und die Herstellung der Teile eines riesigen Puzzles, das in der Kathedrale endgültig zusammengesetzt werden sollte.
Fast gleichzeitig wurde der Entwurf des liturgischen Mobiliars, der auch von Barceló stammte, genehmigt. Dabei handelt es sich um zwei Chorstühle für den Chor, den Altar, den Ambo und den Stuhl des Vorsitzenden. Alle sind minimalistisch gehalten und aus Binissalem-Stein gefertigt.
Die zweite Phase der Kapelle von Miquel Barceló
In der zweiten Phase der Kapelle von Miquel Barceló wurden die Glasfenster entworfen. Zunächst schlug der Künstler Tertiärfarben, Erdtöne, Orange und Braun vor. Doch dann änderte er seine Meinung, da er befürchtete, dass das viele einfallende Licht den Betrachter blenden und ihn daran hindern würde, die Details des Wandbildes zu erkennen.
Schließlich entschied er sich für die Grisaille-Technik, die auf monochromer Malerei beruht. Miquel Barceló malte mit seinen Fingern Rillen in die Farbe auf den Fenstern, die Algen und Wellen darstellen, um den Meeresboden nachzubilden. Die Absicht des Künstlers war es, dem Betrachter das Gefühl zu geben, sich unter der Meeresoberfläche zu befinden, um sich voll und ganz auf das Werk einzulassen.
Auf diese Weise wird, wie viele Experten betonen, eine Atmosphäre geschaffen, die den eucharistischen Sinn der Kapelle verstärkt. In der Tat präsentiert sich die gesamte zentrale Apsis der Kirche dem Betrachter als Triptychon.
Auf der einen Seite befindet sich die Fronleichnamskapelle -Capilla del Corpus Cristi-, die die Institution der Eucharistie verkörpert; in der Mitte, die Königskapelle -Capilla Real-, in der die Eucharistie gefeiert wird; und auf der anderen Seite die Kapelle des Allerheiligsten Sakraments -Capilla del Santísimo-, der Raum für die Anbetung der Eucharistie.
Die Planung des Projekts begann im Jahr 2002, am 2. Februar 2007 wurde die Kapelle schließlich eingeweiht.
Über ihre christliche Bedeutung hinaus stellt die Kapelle das Vermächtnis eines zeitgenössischen Künstlers in der Kathedrale und die Verbindung kreativer Quellen über die Jahrhunderte hinweg dar.